Was ich aus meinem Schicksalsschlag gelernt habe

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In den letzten Wochen war es auf meinem Blog ziemlich ruhig… Das lag daran, dass ich vor ein paar Wochen einen schweren Unfall hatte. Ich bin ohnmächtig geworden und dabei ziemlich unglücklich auf meinen Kopf gefallen. Dabei hab ich mir den Schädel gebrochen und hatte eine Hirnblutung. Ich musste notoperiert werden und lag zwei Tage im Koma.

Die Ärzte sagen, dass es ein Wunder ist, dass ich überlebt habe. Man kann wohl sagen ich hatte eine Portion Glück, eine sehr große Portion Glück. Nach dem Unfall lag ich eine Woche auf der Intensivstation im Krankenhaus, dann eine Woche auf der normalen Station. Danach war ich vier Wochen in einer Rehaklinik. Das war für mich eine unglaublich harte Zeit, weil ich wegen Corona fast keinen Besuch bekommen konnte und unglaubliches Heimweh hatte. Vor vier Wochen konnte ich zum Glück endlich wieder nach Hause. Und seitdem bin ich einfach nur glücklich, dass es mir besser geht und dass ich wieder daheim sein kann. Ich genieße die Zeit mit der Familie und meinem Freund und bin einfach nur dankbar. Die Ärzte sagen, dass es unglaublich ist, dass es mir jetzt schon so gut geht und dass ich in ein paar Monaten wieder sein werde wie vorher, ohne Folgeschäden.

Der Unfall und die Zeit danach haben mir gezeigt, was wirklich wichtig ist im Leben. Und ich glaube, dass keine Erfahrung im Leben umsonst passiert und dass jede Erfahrung auch eine Chance ist, gewisse Dinge zu lernen und zu erkennen. Deshalb habe ich mich nach dem Unfall bewusst damit auseinander gesetzt, was ich durch diese Erfahrung gelernt habe. Und einige dieser Dinge möchte ich hier in diesem Blogbeitrag teilen.

Dankbarkeit für das Leben

Seit dem Unfall habe ich eine ganz neue Dankbarkeit für das Leben. Ich war dem Tod so nahe, dass ich das Leben jetzt wieder viel mehr zu schätzen weiß. Ich wache jeden Morgen auf und bin einfach nur dankbar, dass ich am Leben bin, dass ich gesund bin und dass ein neuer Tag auf mich wartet. Ich glaube, wir können gar nicht genug Dankbarkeit für das Leben und für die eigene Gesundheit haben. Das Leben ist so wunderbar und kostbar. Und jeder einzelne Tag, jeder einzelne Moment ist einzigartig und wertvoll.

Familie und freunde sind alles, was zählt

Der Unfall hat mir gezeigt, was für eine tolle Familie und was für tolle Freunde ich habe. All die Menschen, die ich liebe, sind mir in dieser schweren Zeit zur Seite gestanden und haben mich unterstützt. Und wenn wir einen Weg nicht alleine gehen müssen sondern gemeinsam – dann lässt er sich viel leichter gehen. Nach dem Unfall weiß ich meine Familie und Freunde viel mehr zu schätzen und möchte deshalb auch viel mehr Zeit mit ihnen verbringen. Denn ich bin überzeugt, diese gemeinsame Zeit ist unendlich wertvoll.

regelmäßige pausen und auszeiten

Ich bin ganz ehrlich – vor dem Unfall war mein Leben ganz schön stressig. Ich habe Vollzeit gearbeitet, nebenbei meine Yoga-Ausbildung gemacht und noch dazu hatte ich jede Menge private Termine und Treffen mit Freunden. Mein Terminkalender war immer voll und ich habe tausend Dinge gleichzeitig gemacht. Dabei war kaum Zeit für eine freie Minute oder eine Auszeit. Dann kam der Unfall und es fühlte sich fast so an, als hätte damit jemand den Pause-Knopf in meinem Leben gedrückt. Deswegen möchte ich das nach dem Unfall unbedingt ändern. Ich möchte nicht mehr durchs Leben hetzen, von einem Termin zum nächsten und ständig gestresst sein. Vielmehr möchte ich auch mal nichts tun, mir auch mal eine Pause gönnen und Zeit für Spontanität lassen. Ich möchte nicht, dass das Leben im Schnelldurchlauf an mir vorbeizieht. Nein, ich möchte das Leben und jeden Moment bewusst genießen.  

sich selber Zeit geben

Durch den Unfall habe ich eine Teillähmung der rechten Körperhälfte. Diese wird mit der Zeit durch regelmäßige Physiotherapie wieder verschwinden. Trotzdem musste ich dadurch vieles erst wieder neu lernen – zum Beispiel Laufen, Treppen steigen und vieles mehr. Sachen, die selbstverständlich für mich waren, sind es auf einmal nicht mehr. Dadurch habe ich vor allem gelernt, geduldig zu sein.  Manche Dinge brauchen einfach Zeit. Und manche Dinge brauchen eben ein bisschen mehr Zeit. Diese Zeit dürfen wir uns selbst schenken. Und dabei dürfen wir nicht nur sehen, was für ein weiter Weg noch vor uns liegt. Wir dürfen nie vergessen, was wir schon alles geschafft haben. Was für einen weiten Weg wir schon gegangen sind.

unser zuhause ist unendlich wertvoll

Das erste Wort, dass ich nach der Zeit im Koma zu meiner Familie am Telefon gesagt habe, war „Heim“. Da konnte ich allerdings natürlich noch nicht „Heim“. Ich musste noch einige Zeit im Krankenhaus bleiben und danach in eine Rehaklinik. Dort habe ich weitere 4 Wochen verbracht und hatte während dieser Zeit so schlimmes Heimweh, dass ich dachte es zerreißt mich innerlich. Wegen Corona konnte ich fast keinen Besuch bekommen und habe mich deswegen wahnsinnig alleine gefühlt. Ich musste deswegen sogar Antidepressiva bekommen, weil ich regelmäßig Panikanfälle hatte. Das Einzige, was ich wollte, war endlich nach Hause können. Dadurch habe ich gelernt, wie unendlich wertvoll unser Zuhause ist. Der Ort, an dem wir uns „daheim“ fühlen und wo wir die Menschen um uns haben, die wir lieben. Für mich war es der schönste Moment, als mein Papa und mein Freund mich endlich aus der Rehaklinik abgeholt haben und ich „Heim“ konnte.

Es ist okay, in schweren Zeiten nicht immer stark zu sein

Der Unfall und die Zeit danach, das war das Schlimmste, was ich bisher in meinem Leben erlebt habe. Und ich war keineswegs immer stark in dieser Zeit. Ich habe so viele Tränen vergossen und tu es immer noch. In der Rehaklinik hatte ich wie gesagt sehr schlimmes Heimweh. Und auch jetzt noch steck ich das alles nicht einfach so weg. Ich hab noch längst nicht alles verarbeitet, hab immer noch unendlich viele Sorgen und Ängste. Auch wenn ich das Schlimmste jetzt schon überstanden habe. Aber zum Glück muss ich all das nicht alleine durchmachen. Für solche schweren Zeiten haben wir unsere Familie, unsere Freunde, die uns zur Seite stehen. Und gemeinsam fühlt sich alles nur noch halb so schlimm an. Der Schmerz lässt nach, wenn wir ihn teilen können. 

Und ich glaub es ist okay, wenn wir in schweren Zeiten nicht immer stark sind. Es ist normal. Kein Mensch kann immer nur stark sein. Und die Ängste und Sorgen dürfen da sein. Ich glaube, wir müssen sie erst annehmen. Uns ihnen stellen. Und dann können wir sie irgendwann wieder loslassen. 

dankbarkeit für die kleinen wunder

Ich habe schon vor dem Unfall die kleinen Dinge im Leben geschätzt. Aber durch den Unfall tue ich das noch viel viel mehr. Ich glaube, es sind die Kleinigkeiten im Leben, die uns in Summe glücklich machen. Die kleinen Wunder und besonderen Momente, die wir jeden Tag erleben können. Die Kunst besteht darin, für eben diese kleinen Dinge eine bestimmte Achtsamkeit zu haben und sie bewusst wahrzunehmen. Das gelingt, wenn wir sie nicht als selbstverständlich erachten. Wenn uns bewusst ist, wie unendlich wertvoll diese Kleinigkeiten sind.

lachen heilt

Mein Freund konnte mich schon immer sehr gut zum Lachen bringen. Und diese Eigenschaft, das Leben mit einer großen Portion Humor zu nehmen, liebe ich sehr an ihm. Auch nach dem Unfall haben wir wahnsinnig oft zusammen gelacht – auch wenn uns manchmal nicht zum Lachen zumute wahr. Nach der Rehaklinik hatte ich manchmal sogar Bauchmuselkater weil wir so viel zusammen gelacht haben und mir die Muskeln einfach noch gefehlt haben. Und ich bin überzeugt, dass das Lachen auch zu meiner Heilung beiträgt.

Mittlerweile gibt es sogar unendlich viele Studienergebnisse, die belegen, dass Lachen gesund macht und gesund hält. Das liegt unter anderem daran, dass Lachen unser Immunsystem anregt. Lachanfälle senken außerdem die Stresshormone Cortisol und Adrenalin, verringern das Schmerzempfinden und regen die Produktion von Endorphinen an. *

hilfe annehmen

Nach meinen Unfall war ich bei vielen Sachen auf die Hilfe anderer angewiesen. Ich musste erst lernen, diese Hilfe auch anzunehmen. Es war hart für mich, dass viele normale Sachen nicht mehr selbstverständlich waren. Dass ich viele normale Sachen nicht mehr alleine machen konnte. Aber ich glaube, wir alle sind im Laufe unseres Lebens manchmal auf die Hilfe anderer angewiesen. Es ist okay, diese Hilfe anzunehmen. Und irgendwann in unserem Leben wird dann der Zeitpunkt kommen, an dem wir anderen helfen werden und wieder etwas zurückgeben können.

yoga, spiritualität und ein gesunder Geist

Ich habe schon lange Zeit vor dem Unfall Yoga, Spiritualität und persönliche Weiterentwicklung für mich entdeckt. All diese Themen haben mir dabei geholfen, besser mit meinen Ängsten umzugehen und bewusster und glücklicher zu leben. Und ich glaube fest daran, dass mir all das auch während der Zeit nach dem Unfall bei der Heilung geholfen hat. Ich habe dadurch gelernt, immer positiv zu bleiben und die Hoffnung nicht aufzugeben. Seit ich wieder zuhause bin, meditiere ich wieder jeden Tag nach dem Aufstehen und beschäftige mich bewusst mit persönlicher Weiterentwicklung und der Bewältigung von Ängsten. Denn ich bin überzeugt davon, dass es zu einer ganzheitlichen Heilung gehört, dass auch unser Geist wieder heilt und gesund wird.

es gibt keine ewige nacht

„Es gibt keine ewige Nacht.“ Das ist ein Satz, den meine Yogalehrerin uns während der Yoga-Ausbildung schon mehrere Male mitgegeben hat. Durch den Unfall und die Zeit danach habe ich erkannt, dass das absolut wahr ist. Egal wie schwer die Zeit auch sein mag, die wir gerade durchleben, sie wird vorübergehen. Und danach wird alles besser werden. Das Leben ist immer für uns und wir können dem Leben vertrauen. Immer und immer wieder.

Das sind nur einige Dinge, die ich durch den Unfall gelernt habe. Vielleicht helfen sie dem ein oder anderen, der diesen Beitrag liest oder machen einfach ein bisschen Mut und Hoffnung. Ich selbst bin wie gesagt überzeugt davon, dass wir durch jedes Erlebnis im Leben auch die Chance haben, gewisse Dinge zu lernen und zu erkennen. Jede Erfahrung ermöglicht es uns, zu wachsen und stärker zu werden.

*https://selpers.com/blog/lachen-als-mittel-zur-selbstheilung-humor/

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