Einfach immer weiterlaufen, weiterlaufen und nicht aufgeben.
Vor genau zwei Jahren bin ich gemeinsam mit einer Freundin den portugiesischen Jakobsweg gelaufen. Ich hatte gerade meine Bachelorarbeit fertig geschrieben und war endlich mit dem Studium fertig. Direkt danach das Arbeiten anfangen? Nein, ich wollte nochmal raus! Und als ich mit meiner Freundin über Urlaubswünsche geredet habe, haben wir uns ganz spontan dazu entschieden den Jakobsweg gemeinsam zu laufen. Innerhalb von 2 Wochen haben wir alles geplant, Flüge gebucht und dann ging es direkt los.
Die Zeit während dem Jakobsweg gehört für mich zu einer der schönsten, die ich bisher überhaupt hatte. Deswegen möchte ich auch endlich diese wunderschöne Erfahrung & alle Informationen dazu hier teilen.
Mein erster Jakobsweg – meine Erfahrungen
Freiheit. Wunderschöne Natur. Unglaubliche Schmerzen. Gelassenheit. Ein leerer Kopf.
Das sind die Gedanken und Gefühle, die mich überkommen, wenn ich an den Jakobsweg zurückdenke. Meine Erfahrungen und was ich auf dem Jakobsweg gelernt habe, kannst du ganz ausführlich in diesem Beitrag nachlesen.
Der portugiesische Jakobsweg
Der beliebteste und bekannteste Jakobsweg ist der Camino Francés – er ist ca. 800 Kilometer lang und man braucht dafür entsprechend lange. Es gibt aber noch andere Jakobswege, wie zum Beispiel den Camino Portugues, den portugiesischen Jakobsweg. Dieser startet in Porto, durch Portugal, hoch nach Spanien und dann bis nach Santiago de Compostela. Man durchquert also sogar zwei Länder! Und ein großer Vorteil ist, dass der Camino Portugues nur ungefähr 250 Kilometer lang ist, die Wege sind super für Einsteiger und es ist in zwei Wochen gut zu schaffen. Außerdem ist der portugiesische Jakobsweg nicht so überfüllt wie der Camino Frances. Und wer trotzdem länger laufen möchte, kann zum Beispiel auch in Lissabon starten oder weiter nach Finisterre laufen.
Die Vorbereitung
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: man muss nicht viel vorbereiten oder planen! Wir haben uns damals super spontan für den Jakobsweg entschieden und ich war zu der Zeit auch nicht gut trainiert. Die ganze Zeit davor war ich nur am Laptop gesessen und habe meine Bachelorarbeit geschrieben. Und ich habe es trotzdem geschafft!
Um diese Dinge haben wir uns vorher gekümmert:
- Pilgerausweis bestellen (zum Beispiel hier)
- Hin- und Rückflug buchen
- Rucksack und Ausrüstung
- Richtig packen (nicht zu viel, du musst alles tragen!)
- Grobe Etappen planen
- Wanderschuhe einlaufen
- Kreditkarte fürs Ausland besorgen
Packliste und Rucksack
Das Wichtigste beim Packen für den Jakobsweg: Nimm nicht zu viel mit! Vergiss nicht, dass du diesen Rucksack jeden Tag zwei Wochen lang auf dem Rücken tragen musst. Es gilt die Regel, dass der Rucksack am Ende nicht mehr als 7-8 Kilo wiegen sollte.
Wichtig ist natürlich auch ein bequemer und hochwertiger Rucksack. Ich hatte einen Rucksack mit 46 Liter Fassungsvermögen: den Osprey Kyte 46. Den Rucksack kann ich wirklich nur empfehlen. Vom Platz her war dieser Rucksack genau richtig und er ist auch super bequem zu tragen. Lass dich aber am besten im Fachhandel beraten und den Rucksack richtig auf dich Einstellen.
Aber was genau braucht man und was braucht man nicht? Im Internet gibt es jede Menge Packlisten – ich habe mich damals an dieser hier orientiert.
Die Etappen – von Porto nach Santiago
Nach meiner Erfahrung, musst du die einzelnen Etappen vorher nicht wirklich konkret planen. Wir haben uns vor dem Jakobsweg grob über mögliche Etappen entschieden und uns Informationen dazu ausgedruckt. Vor Ort haben wir uns dann immer abends informiert und entschieden, wohin wir am nächsten Tag laufen wollen. Und manchmal sind wir dann trotzdem weiter gelaufen. Groß planen macht also wenig Sinn – es kommt meistens eh anders.
Zur groben Orientierung zähle ich dir hier trotzdem unser einzelnen Etappen auf:
- Porto – Lavra (Küstenweg) – 23 km
- Lavra – Rates (Küstenweg) – 23 km
- Rates – Portela de Tamel – 25 km
- Portela de Tamel – Ponte de Lima – 24 km
- Ponte de Lima – Rubiães – 20 km
- Rubiães – Tui – 19 km
- Tui – Redondela – 28 km
- Redondela – Ponteveda – 25 km
- Pontevedra – Caldas de Reis – 22 km
- Caldas de Reis – Padron – 22 km
- Padron – Santiago – 24 km
Beim Laufen und bei den einzelnen Etappen musst du dich eigentlich nur auf seine Sache konzentrieren: Immer den gelben Pfeilen folgen! Der komplette Jakobsweg ist mit gelben Muscheln und Pfeilen ausgeschildert, denen du ganz einfach immer folgen kannst. Wir hatten nicht mal einen Reiseführer und sind trotzdem sehr gut klar gekommen.
Es gibt übrigens zwei Wege: den Küstenweg am Meer entlang und den Weg durchs Landesinnere. Wir haben uns nach 2 Tagen entschieden, den Weg durchs Landesinnere zu laufen. Warum? Hier sieht man, wie die Menschen vor Ort wirklich leben und man hat mehr Abwechslung (Dörfer, Städte, Flüsse, Wälder, Wasserfälle, Berge, Feldwege, …). Vom Küstenweg haben uns viele Pilger außerdem erzählt, dass er anstrengender ist und es nur wenige Herbergen gibt. Wir haben unsere Entscheidung nicht bereut und fanden den Weg durchs Landesinnere wunderschön! Die ersten zwei Tage den Küstenweg zu laufen, kann ich aber trotzdem nur empfehlen. Hier ist der Weg traumhaft und nach zwei Tagen kann man super ins Landesinnere wechseln.
Pilgerausweis und Stempel
Der Pilgerausweis ist quasi deine Eintrittskarte für die Pilgerherbergen und außerdem eine wunderschöne Erinnerung. In jeder Herberge bekommst du einen Stempel und auch in Cafes, Restaurants und Kirchen kann man sich Stempel abholen. In Santiago angekommen, kannst du dir bei 100 gelaufenen Kilometern deine Pilgerurkunde abholen. Dafür musst du dann deinen Pilgerausweis mit den Stempeln vorzeigen.
Ich habe meinen Pilgerausweis damals vorher online bestellt. Das geht zum Beispiel hier. Du kannst ihn dir aber auch direkt in Porto in der Kathedrale abholen – da bekommst du übrigens auch deinen allerersten Stempel.
Viele Pilger haben auch die Jakobsmuschel an ihrem Rucksack hängen. Das ist sozusagen dein Erkennungssymbol als Pilger. Auf dem Jakobsweg gibt es dann verschiedene Stationen, bei denen man die Muschel ablegen oder aufhängen kann.
Unterkünfte
Auf dem portugiesischen Jakobsweg gibt es jede Menge Unterkünfte! Wir haben damals immer in den öffentlichen Herbergen geschlafen. Diese gibt es in jedem Ort und sie sind meistens kostenlos oder man kann Geld spenden, wenn man möchte. In den öffentlichen Herbergen schläft man dann wirklich in Schlafsälen – mit 50-60 anderen Personen in einem Raum mit Hochbetten. Ich konnte mir das am Anfang auch überhaupt nicht vorstellen, aber mit meinen Oropax hatte ich nie Probleme, in den großen Räumen mit so vielen anderen Menschen zu schlafen. Vom ganzen Wandern ist man am Abend sowieso so müde, dass man sofort einschläft. In den öffentlichen Herbergen gibt es übrigens meisten auch eine Waschmaschine und eine große Gemeinschaftsküche, in der man abends kochen kann. Die Duschräume sind nach Geschlechtern getrennt und in den meisten Herbergen gab es auch einzelne Duschkabinen.
Neben den öffentlichen Herbergen gibt es auch noch private Unterkünfte und Zimmer. Die sind meistens ein bisschen komfortabler und hier kann man auch ein Zimmer für sich alleine buchen.
Wir haben die Herbergen übrigens nie vorher gebucht und hatten auch keine Probleme, einen Platz zu bekommen. Der Vorteil ist so außerdem, dass man so spontan unterwegs sein kann. Wir waren damals aber auch im April unterwegs. Wie das ganze in der Hochsaison (Juni, Juli, August) aussieht, kann ich dir daher leider nicht sagen.
Meine Tipps für dich:
- Nimm unbedingt einen Schlafsack mit. Ich hatte damals keinen dabei und in vielen Herbergen gab es nur sehr dünne oder gar keine Decken – und dann kann es nachts schon kalt werden.
- Achte darauf, genug zu trinken und genug zu essen. Bei dem vielen Laufen braucht man Energie und man sollte auch immer genügend Essen und Trinken dabei haben. Wir hatten meistens 2 Flaschen Wasser dabei und Snacks für unterwegs (Obst, Kekse, etc.). Mittags haben wir uns meistens im Supermarkt Baguette, Käse, Tomaten, usw. gekauft und irgendwo Picknick gemacht.
- Ein Strohhut ist goldwert! Oft läuft man stundenlang in der Sonne und da ist ein Hut einfach super praktisch.
- Unbedingt Schmerztabletten und Voltaren mitnehmen – das hat mir am Abend bei schlimmen Muskelschmerzen manchmal das Leben gerettet!
- Geh dein eigenes Tempo. Lass dich von niemandem überholen oder hetzen.
- Schreib dir die wichtigsten Sätze in spanisch und portugiesisch auf oder nimm ein kleines Wörterbuch mit. Wir haben oft Einheimische getroffen, die schlecht oder gar kein Englisch gesprochen haben.
- Kühl deine Füße ab! Immer wenn wir an einem Fluss, See oder irgendeiner Wasserquelle vorbeigekommen sind, haben wir unsere Schuhe ausgezogen und die Füße abgekühlt. Das wirkt Wunder!
- Lauf vorher unbedingt deine Schuhe und Socken gut ein – dann gibt’s während dem Jakobsweg auch keine Blasen.
- Wenn du gar nicht mehr kannst: Schäm dich nicht und fahr ein Stück mit dem Bus oder trampe. Wir sind ein paar Mal ein kleines Stück getrampt weil wir einfach nicht mehr konnten. Das ist kein Weltuntergang und nur menschlich!
- Mach dir ein ordentliches Frühstück, damit du genug Energie hast. Wir haben früh in den Herbergen immer Haferbrei mit Milch gekocht – dazu gab’s Obst und Zucker oder Honig. Das hält lange satt und schmeckt gut!
Hast du noch Fragen zum portugiesischen Jakobsweg? Dann schreib mir sehr gerne einfach in den Kommentaren oder per Mail!
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8 Kommentare zu „Der portugiesische Jakobsweg – El Camino“
Wow! Ich würde am liebsten sofort meinen Flug nach Porto buchen und den Rucksack packen! Toll beschrieben und von dem Weg habe ich nich nie gehört. Irgendwann wenn die Pandemie vorbei ist würde ich den Weg gerne laufen:-)
Das freut mich – danke 🙂
Ich hab‘s getan! Bin Ende Oktober 12 Tage auf dem Portugiesischen Küstenweg gegangen. Das habe ich dir zu verdanken, denn ich hatte vorher wirklich noch nie etwas davon gehört! Es war ein traumhaftes Erlebnis bei überwiegend Top-Wetter! Auch von meiner Freundin soll ich DANKE sagen 🙂
Liebe Grüße,
Astrid
Hallo liebe Astrid,
wow, das freut mich so sehr!! 🙂 Super, dass es euch so gut gefallen hat und ihr auch gutes Wetter hattet. Ich finde auch, dass es ein einmaliges Erlebnis ist. 🙂
Ganz liebe Grüße
Viktoria
Hallo liebe Astrid, hast du Lust deine Erfahrungen mit mir zu teilen? Ich hab ihn noch vor mir 🙂 Liebe Grüße Alissa
Hallo Alissa,
wenn du Fragen hast, kannst du dich gerne per Mail melden – viktoria.wendland@gmail.com
Liebe Grüße
Viktoria
Hallo dein Beitrag war sehr informativ.
Du hast geschrieben das die Unterkünfte kostenfrei sind bzw. Spenden kann.
Wieviel Geld hast du für alles gebraucht .
inklusive Hin und Rückflug sowie Abendessen Mittagessen und was man sonst benötigt . So zirka
Wäre schön ne Orientierung zu haben.
Du hast tolle Infos gegeben .
Hallo liebe Susann,
freut mich, wenn dir mein Beitrag weiterhilft. Dass ich den Jakobsweg gelaufen bin, ist nun auch schon ein paar Jahre her. Ich kann dir nicht genau sagen, wieviel ich damals ausgegeben habe – es war aber auf jeden Fall unter 500 €. Wir waren aber auch sehr sparsam und haben immer selbst gekocht, waren selten irgendwo essen. Ich hoffe, dass ich dir trotzdem weiterhelfen konnte.
LG
Viktoria