Mein erster Jakobsweg – meine Erfahrungen

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Freiheit. Wunderschöne Natur. Unglaubliche Schmerzen. Gelassenheit. Ein leerer Kopf. 

 

Das sind die Gedanken und Gefühle, die mich überkommen, wenn ich an den Jakobsweg zurückdenke. Das tägliche Laufen war zwar unglaublich anstrengend aber gleichzeitig auch irgendwie entspannend. Sich den ganzen Tag nur auf den eigenen Körper konzentrieren, die Umgebung, die wunderschöne Natur, die Geräusche, das Laufen. Dabei habe ich mich absolut frei und glücklich gefühlt – frei von Gedanken und Sorgen. Und die Zeit hat sich wie eine Ewigkeit angefühlt, weil man beim Pilgern ganz bewusst und langsam reist. Einfach anders als beim normalen Reisen. Alles, was gezählt hat, war das tägliche Laufen, der Weg und das Hier und Jetzt.

 

Gib nicht auf! Glaub an dich!

Meine Beine und Füße haben jeden Tag geschmerzt. Wir haben uns verlaufen. Und manchmal war es einfach nur heiß und anstrengend. Dann wollte ich nicht mehr laufen. Aber ich bin trotzdem einfach immer weitergelaufen, immer weiter. Und genau darauf kommt es – nicht aufzugeben. Angekommen in der nächsten Herberge, wenn man es dann wieder einen Tag geschafft hat, dann sind alle Schmerzen vergessen. Und das lässt sich auf das normale Leben übertragen. Manchmal lohnt es sich, nicht aufzugeben, an sich zu glauben und durchzuhalten.

 

Gib nicht auf!
Gib nicht auf!

 

Was ist Glück und wie findet man es?

Was ich beim Pilgern noch gelernt habe habe? Ich habe mir auf dem Jakobsweg die Frage gestellt, was Glück ist und wie man Glück findet. Eine Frage, die mich schon mein ganzes Leben lang fasziniert, für die ich aber einfach noch keine passende Antwort gefunden habe… Auf dem Jakobsweg habe ich herausgefunden, dass die Frage nicht ist, was Glück ist sondern was Glück für mich persönlich bedeutet. Ich habe gelernt, dass man auch die kleinsten Dinge im Leben genießen und schätzen sollte. Dass es nichts bringt, sich mit anderen Menschen und deren Lebensentwürfen und Träumen zu vergleichen. Vielmehr sollte man sich auf sein eigenes Leben konzentrieren und es so gestalten, wie es einen persönlich glücklich macht. Wir alle gehen unseren eigenen Weg und wir alle beantworten die Frage nach dem Glück anders. Und das ist völlig ok. Für mich habe ich herausgefunden, dass es mich unglaublich glücklich macht, einfach in der Natur zu sein, an einem schönen Ort – sei es eine Blumenwiese, ein Fluss oder an einem schönen Feldweg. Für mich fühlt sich das nach Glück und Freiheit an.

 

 

Auch Umwege führen zum Ziel…

Ich habe gelernt, dass auch Umwege ans Ziel führen, manchmal sogar über noch schönere Wege. Wir haben uns tatsächlich an einem Tag richtig verlaufen. Wir sind wie immer den gelben Pfeilen gefolgt, haben aber nicht gemerkt, dass die Pfeile auf einmal anders aussehen und noch ein zusätzliches Symbol tragen. Dieses Symbol stand für eine Route, die wieder zum Meer geführt hat. Diesen Wegabschnitt haben wir aber nicht eingeplant, wir hatten einfach keine Zeit dafür. Als wir dann aber am Meer angekommen sind, war das wunderschön. Wir haben uns nicht geärgert, dass wir uns verlaufen haben. Wir haben den Moment genossen, das Meer, die Sonne. Und am Abend sind wir einfach wieder in die richtige Richtung zurück getrampt. Umwege sind nicht immer schlecht. Manchmal erleben wir durch sie Großartiges. Und kommen trotzdem am Ziel an.

 

Unser kleiner Abstecher ans Meer
Unser kleiner Abstecher ans Meer

 

Was mich total fasziniert und inspiriert hat: die Menschen, die wir in den kleinen spanischen und portugiesischen Dörfen getroffen haben. Sie waren so wahnsinnig entspannt und gelassen. Beim Supermarkt, in der Apotheke und sogar während der Arbeit. Keiner hat sich hetzen lassen, keiner hat sich aus der Ruhe bringen lassen. Alles wurde ganz achtsam und langsam erledigt. Die Menschen haben so gewirkt, als wären sie glücklich und völlig im Frieden mit sich. Das hat mir gezeigt, dass man viele Dinge viel entspannter sehen sollte. Sich hetzen zu lassen, bringt nichts.

 

Ein alter Portugiese - der sehr glücklich war, unsere Sonnenbrille zu testen
Ein alter Portugiese – der sehr glücklich war, unsere Sonnenbrille zu testen

 

Es ist wie es ist und es kommt wie es kommt.

Diesen Satz habe ich während dem Jakobsweg in einem Buch gelesen. Seitdem finde ich diesen Gedanken unglaublich beruhigend. Während dem Jakobsweg habe ich auf meine Bachelorarbeit-Note gewartet – und mir ständig Gedanken gemacht, ob ich wohl bestehen werde. Ein total irrsinniger Gedanke, der mich nur davon abgehalten hat, den gegenwärtigen Moment genießen zu können. Sich ständig über alles Gedanken und Sorgen zu machen, ist anstrengend und macht unglücklich. Lieber sollten wir viel öfter nichts denken, nichts tun und einfach den Moment genießen. Es ist wie es ist und es kommt wie es kommt.

 

Hast du noch Fragen zum Jakobsweg? Schreib mir gerne eine Nachricht oder schau dir mal diesen Beitrag hier an – darin findest du alle wichtigen Informationen (Packliste, Etappen, Pilgerausweis, Unterkünfte, …) und jede Menge nützliche Tipps!

 

 

 

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